16.06.2020 | in Hirnschmankerl
Wir erzählen euch die Dirndl-Geschichte!
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Das Dirndl gehört zu den Lieblingskleidern der Frau, denn es schmeichelt der Figur, egal ob schlank oder mit Problemzönchen. Kleine Oberweiten werden optisch vergrößert, unerwünschte Kurven kaschiert und da wo keine Kurven sind, werden welche gezaubert. Heute wird es hauptsächlich auf dem beliebten Oktoberfest zum Feiern getragen, doch es gab Zeiten, da war das anders. Wir haben uns auf die Spuren des Dirndl begeben und haben die Dirndl-Geschichte für dich genau unter die Lupe genommen.
Das Märchen der Dirndl-Geschichte
Zunächst einmal müssen ein paar Missverständnisse geklärt werden. Das bayrische, österreichische, alpenregionale Trachtenkleid wird als Ausgangspunkt für das heutige Verständnis von alpenländischer Tracht bezeichnet. Allerdings ist das beliebte Dirndl gar nicht die traditionelle, bayrische Tracht.
Das “Dirndl” ist eine verniedlichte Form von “Dirne” und bedeutet ganz allgemein “junges Mädchen”. In Bayern und Österreich wurde dieses Wort auch für eine Dienstmagd in der Landwirtschaft verwendet. Ursprünglich handelt es sich bei der traditionellen Tracht um eine Dienstbotentracht, die schlicht und einfach sein musste und eine gewisse Bewegungsfreiheit bot, ohne dass die Trägerin viel Haut zeigen musste. Sie war aus strapazierfähigen Stoffen gefertigt, um eine lange Lebensdauer bei der Arbeit auf dem Lande zu ermöglichen. Generell Trachten, aber auch die bayrische Tracht, sind im Gegensatz dazu deutlich prunkvoller und aufwendig verziert.
Dirndl-Geschichte – Angefangen hat’s in der Stadt!
Der Vorreiter des Dirndl war also die einfache Alltags- und Arbeitskleidung der Landbevölkerung. Erst 1870/80 erreichte das Dirndl die Oberschicht der ländlichen Frauen. Man identifizierte sich zunehmend mit der Idylle der ländlichen Gegenden und es galt nun als chic. Man sah die Vorteile des praktischen Kleidungsstücks – durch einfaches Durchtauschen der Schürze hatte man Wandlungsmöglichkeiten ohne gleich ein komplett neues Kleid kaufen zu müssen.
Vor allem nach dem Ersten Weltkrieg, als sich die Wirtschaftslage verschlechterte, wurde das Dirndl zu einer günstigen Alternative zu teuren und aufwändigen Sommerkleidern. So konnten sich auch die finanziell Schwächeren das Kleid leisten. Immer mehr Frauen waren begeistert und die feminine Kleidung im Landhausstil war fortan en vogue.
Die Dirndl-Geschichte nimmt ihren Lauf…
Im Laufe des frühen 20. Jahrhunderts wurde das Dirndl mehrfach modernisiert und weiterentwickelt und einzelne Aspekte der traditionellen Tracht erreichten sogar die Haute Couture und somit die eleganten, feinen Städterinnen. Die Modernisierung hatte zur Folge, dass Arme und Hals vom engen Stoff befreit wurden und das Kleid zusätzlich mit einer geschnürten, geknöpften Taille versehen wurde. So bekam es langsam seinen etwas freizügigeren Touch und erlangte internationale Bekanntheit.
Auch das Geheimis um die Symbolik der Dirndlschleife entwickelte sich erst recht spät und ist frei von historischen Grundlagen. Dass die Positionierung der Dirndschleife konkrete Aussagen dazu macht, ob die Trägerin liiert oder Single ist – dieser Trend ist noch relativ jung. Wie man allerdings die Dirndschleife richtig bindet und welche Information sie verrät, könnt ihr hier nachlesen.
Auch heutzutage ist das Design der Tracht immer im Wandel und wird fortlaufend an die sich immer wieder neu erfindende Modewelt angepasst. Früher lag das Augenmerk in erster Linie auf den praktischen Aspekten und der Schlichtheit des Dirndl, heute kann man seiner Fantasie freien Lauf lassen und zwischen den verschiedensten Schnittmustern, Farben und Accessoires wählen. Es gibt sogar Madln, die das Dirndl ohne Bluse tragen!
Zur Inspiration haben wir einige auffällig hübsche Exemplare für dich herausgesucht:
Bekannte Designer der Trachtenwelt
Ihr orientiert euch lieber an bekannten Designern? Dann haben wir hier eine Übersicht an den bekanntesten Designern, die sich dem Aussehen des figurschmeichelnden Kleides verschrieben haben:
- Lola Paltinger
- Caroline Elleke
- Ophelia Blaimer
- Lisa Brettel
- Rahmée Wetterich und Marie Darouiche
(Total abgefahren! Dirndl aus afrikanischen Stoffen! Superklasse!)
- Manuel Luciano
- Julia Trentini
Auch wenn die Geschichte des Dirndl weit zurückgeht – ein Dirndl ist nicht Pflicht!
Auf den Wiesn muss Frau Dirndl tragen! Das ist so aber nicht ganz richtig. Denn auch wenn das Dirndl auf eine lange Tradition zurückblicken kann, ist es doch nicht das traditionelle Outfit für Frauen auf dem Oktoberfest. Die Wiesn ist lediglich eine Möglichkeit, sein Dirndl mal wieder ordentlich auszuführen.
Weitere Anlässe, an denen ein solches Kleid getragen werden kann, sind:
- Jahrmärkte
- Kirchweihfeste
- Volksfeste, wie Cannstatter Wasen (und Oktoberfest)
- Trachtenhochzeiten
Auch wenn das Dirndl ein beliebtes Kleidungsstück für oben genannte Festivitäten darstellt, gibt es für Frauen genug andere Möglichkeiten, sich passend zu kleiden. Es musst nicht immer ein Kleid sein, denn auch weibliche Geschöpfe können sich beispielsweise mit einer schicken Bluse, Hosenträgern oder einer Lederhose passend kleiden. Wer es femininer mag, kann auch zu einem Rock in A-Linie greifen.
Spannend, was eigentlich hinter dem Kleid mit Tradition steckt, oder? Wir hoffen, wir konnten dir die Geschichte des Dirndl etwas näherbringen und vielleicht kannst du ja schon auf dem nächsten Frühlingsfest mit deinem Wissen auftrumpfen!